Was ist Rheuma?
Eine Vielzahl von Patienten, die in meine physiotherapeutische Praxis kommen, leiden unter Beschwerden aufgrund von Arthrosen und entzündlichen Gelenkserkrankungen des gesamten Skelettapparates.
Habe ich Rheuma?
Helfen Medikamente?
Wie kann Physiotherapie zur Schmerzlinderung beitragen?
Diese und ähnliche Fragen beschäftigen erfahrungsgemäss die betroffenen Patienten.
"bewegt leben" ist Mitglied des Bundesverbandes der Physiotherapeuten Österreichs. In der PatientInneninformation, verfasst von "Physioaustria", erhalten Sie wichtige Hinweise und Informationen zum Thema "rheumatische Erkrankungen":
PATIENTINNENINFORMATION physioaustria
Physiotherapie bei Erkrankungen
des Rheumatischen Formenkreises
Was versteht man unter »Rheuma«?
Die Bedeutung des Wortes »Rheuma« leitet sich aus dem
griechischen ab und heißt in etwa »ziehender/reißender
Schmerz«. Wir verstehen heute darunter alle Krankheiten
im Bereich des Bewegungsapparates (z.B. Gelenke,
Gelenkkapseln, Knochen, Muskulatur oder Sehnen),
die nicht durch eine Verletzung oder durch Veränderungen
im Zuge einer tumorösen Erkrankung hervorgerufen
worden sind.
Laut Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation)
bedeutet Rheuma eine Erkrankung des Bewegungsapparates,
die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
einhergehen. Rheumatische Erkrankungen sind aber
nicht nur auf den Bewegungsapparat beschränkt. Da bei
»Rheuma« Bindegewebsstrukturen betroffen sind und
Bindegewebe praktisch überall im Körper vorhanden ist,
besteht für fast jedes Organ im Körper die Möglichkeit,
an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung beteiligt
zu sein.
Daher spricht man auch von rheumatischen Erkrankungen
bzw. dem rheumatischen Formenkreis. Unterteilt
werden diese zirka 450 unterschiedlichen Erkrankungen
nach der Lokalisation der Symptome oder auch ihrer
Ursache:
• Gelenkerkrankungen
• Erkrankungen des gesamten Muskel-und
Skelettapparates
• Wirbelsäulenerkrankungen
• Erkrankungen der Weichteile
• Erkrankungen von Knochen und Knorpel
Nicht nur ältere Menschen sind von rheumatischen
Erkrankungen betroffen, sehr schwere rheumatische
Erkrankungen mit lebensgefährlichen Organbeteiligungen
können sogar bereits bei Kleinkindern auftreten.
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen beginnen oft
bereits bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen.
Wird die Krankheit zu spät erkannt und nicht von Beginn
an ausreichend behandelt, sind später oft schwerwiegende
Komplikationen zu erwarten.
Erwachsene und ältere Menschen sind häufiger von
rheumatischen Beschwerden betroffen, die ihre Ursache
in degenerativen Veränderungen haben (rheumatoide
Arthritis).
Eine genaue Diagnosestellung durch eine/n FacharztIn
für Rheumatologie ist sehr wichtig.
Welche sind die häufigsten Erkrankungen
des rheumatischen Formenkreises?
Die drei häufigsten rheumatoiden Erkrankungen sind
Arthrose, rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie.
Zum rheumatischen Formenkreis gehört unter anderem
auch Morbus Bechterew.
ARTHROSE
Als Arthrose bezeichnet man verschleiß- oder altersbedingte
Veränderungen des Gelenks. Sie ist die häufigste
degenerative rheumatische Erkrankung. Ursache ist die
mechanische Abnutzung des Gelenksknorpels. Typische
Symptome sind Gelenksschmerzen nach einer längeren
Ruhephase oder nach längerem Gehen. Betroffen sind
hauptsächlich die Knie- (Gonarthrosen) und die Hüftgelenke
(Coxarthrosen). Die Arthrose wird durch bildgebende
Verfahren wie Röntgenaufnahmen diagnostiziert.
Da Entzündungszeichen im Normalfall fehlen, sind Blutuntersuchungen
nicht aufschlussreich.
RHEUMATOIDE ARTHRITIS
Ist die häufigste entzündliche Erkrankung des rheumatischen
Formenkreises. Zunächst tritt eine Entzündung der
Gelenksinnenhaut auf, die in weiterer Folge auf Bänder,
Knorpel und Knochen übergreifen kann. In den meisten
Fällen entzünden sich auch mehrere Gelenke, wobei
besonders die Finger- und Zehengelenke betroffen sind.
Frauen sind dreimal häufiger von Rheumatoider Arthritis
betroffen als Männer. Zu den typischen Symptomen
zählen Morgensteifigkeit, Schmerzen und geschwollene
Gelenke. Diagnostiziert wird die chronische Polyarthritis
durch die Schwellungen an den Gelenken, die Morgensteifigkeit
und erhöhte Entzündungsparameter im Blut.
Der Rheumafaktor muss nicht unbedingt erhöht sein.
FIBROMYALGIE
Fibromyalgie ist die häufigste weichteilrheumatische
Erkrankung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Das Leitsymptom sind starke, diffuse Schmerzen, die im
gesamten Bewegungsapparat auftreten können, meist
aber an typischen Sehnenansatzpunkten spürbar sind.
Dazu können Morgensteifigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen
und Niedergeschlagenheit sowie Verdauungs- oder
Herzrhythmusstörungen auftreten. Diagnostiziert wird
Fibromyalgie unter anderem mit Hilfe typischer Fibromyalgie-
Druckpunkte: Laut dem American College of
Rheumatology (ACR) müssen mindestens 11 von 18
definierten Druckpunkten auf Fingerdruck schmerzhaft
sein, z.B. Ansätze der Nackenmuskeln am Hinterkopf,
Querfortsätze der Halswirbelsäule und die Knochen-
Knorpel-Grenze der zweiten Rippe.
PatientInneninformation 11/2011
physioaustria
MORBUS BECHTEREW
M.Bechterew ist eine entzündliche Erkrankung der
Wirbelsäule. Männer sind dreimal so häufig betroffen wie
Frauen. Kreuzschmerzen mit stärkerer Intensität in der
zweiten Nachthälfte sind typisch, ebenso wie stärkere
Beschwerden nach längeren Ruhephasen welche sich
durch Bewegung bessern. Die Schmerzen können bis ins
Gesäß und die Knie ausstrahlen, ähnlich wie bei Ischiasbeschwerden.
Wenn die Krankheit unbehandelt bleibt,
versteift die Wirbelsäule zunehmend. Häufiger entwickeln
vor allem unbehandelte PatientInnen eine typische Körperhaltung:
Die Lendenwirbelsäule verliert ihre natürliche
geschwungene Form, wird gerade, die Brustwirbelsäule
krümmt sich, es entsteht ein Buckel. Morbus Bechterew
verläuft schubweise. Für die Diagnose erforderlich sind
Computertomographie und Kernspintomographie. Im
Labor können Blutsenkung und das C-reaktive Protein
im Blut analysiert werden sowie nach dem Merkmal
HLA-B27 gesucht werden.
Wie kann Physiotherapie helfen?
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von
MedizinerInnen und PhysiotherapeutInnen kann bereits
im Frühstadium durch ein jeweils individuelles Behandlungskonzept
optimal entgegengesteuert werden!
Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind
die primären Behandlungsziele:
• Die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern
• Die Muskeln zu kräftigen oder zu entspannen
• Fehlstellungen vorzubeugen
• Schmerzen zu lindern
Gezielte Bewegungsübungen wirken schmerzlindernd,
kräftigen und entspannen die Muskulatur und verbessern
die Funktion der Bewegungsorgane. Physiotherapie beinhaltet
einerseits die Vermeidung von Funktionsstörungen
des Bewegungssystems, die Erhaltung und Wiederherstellung
der natürlichen Bewegungsabläufe und andererseits
die Symptomverbesserung ,–kontrolle und
-begleitung, um PatientInnen eine optimale Bewegungsund
Schmerzfreiheit, Selbständigkeit bzw. Lebensqualität
zu ermöglichen.
Physiotherapie ist in Österreich ein gesetzlich anerkannter
Gesundheitsberuf und durch das MTD Gesetz
geregelt.
Das Berufsbild der/s PhysiotherapeutIn beinhaltet
die Planung, Gestaltung und Durchführung des physiotherapeutischen
Prozesses. Dieser Prozess ist das
diagnostische und therapeutische »Handwerkszeug«
der PhysiotherapeutInnen und ein wichtiges Tool in der
Qualitätssicherung von Behandlungen. Daneben sind
die soziale Kompetenz und das Einfühlungsvermögen von
PhysiotherapeutInnen bei der individuellen Betreuung
ihrer PatientInnen und KlientInnen aber ebenso wichtig.
Wer trägt die Kosten für die Physiotherapie
außerhalb einer Krankenanstalt?
Freiberufliche PhysiotherapeutInnen sind entweder
als Vertrags- oder WahltherapeutInnen tätig. Während
VertragstherapeutInnen direkt mit den zuständigen
Krankenkassen verrechnen, müssen bei WahltherapeutInnen
die Behandlungskosten von den PatientInnen
vorfinanziert werden. Die PatientInnen können den
Kassentarif bei ihrer zuständigen Krankenkasse geltend
machen.
Sie brauchen für die Behandlung einen Verordnungsschein
von Ihrem/r ArztIn, auf dem folgende Informationen
angegeben sind:
• Diagnose
• indizierte Therapie (z. B. Physiotherapeutische
Behandlung, Einzeltherapie)
• Anzahl der Behandlungen
• Hausbesuch
Um mit dem zuständigen Krankenversicherungsträger
rückverrechnen zu können ist es nötig, dass die
Verordnung vor Behandlungsbeginn ausgestellt wird.
Physio Austria, der Bundesverband der PhysiotherapeutInnen
Österreichs, ist die Berufsvertretung
der PhysiotherapeutInnen mit aktuell rund 5.000
Mitgliedern. Neben umfangreichen Weiterbildungsund
Beratungsangeboten für PhysiotherapeutInnen
sowie qualitätssichernden Maßnahmen bietet
Physio Austria eine TherapeutInnenliste auf
www.physioaustria.at an.
PatientInnen finden dort freiberufliche PhysiotherapeutInnen
in ihrer Nähe und können nach einzelnen Fachbereichen
sowie nach unterschiedlichen Optionen wie
»Kassenvertrag« oder »Hausbesuch« suchen.
Physio Austria,
Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs
1060 Wien, Linke Wienzeile 8/28,
T +43 (0)1 587 99 51-0, F +43 (0)1 587 99 51-30
office@physioaustria.at, www.physioaustria.at,
ZVR: 511125857 UniCredit Bank Austria AG,
BLZ 12000, Konto-Nr. 09613 253 500
PatientInneninformation 11/2011
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